Lebensmittelverschwendung in Zahlen

Selbstverständlich werfen wir kein Geld in die Mülltonne. Aber warum machen wir das mit Lebensmitteln? Überangebot, die ständige Verfügbarkeit und niedrige Preise führen zur geringen Wertschätzung unserer Lebensmittel.

Weltweit geht jährlich etwa ein Drittel der Lebensmittel auf dem Weg vom Feld bis zum Teller verloren, während gleichzeitig etwa 800 Millionen Menschen unter Hunger leiden. Und: Die Verschwendung belastet die Umwelt. Jährlich entstehen dadurch mehr als 38 Millionen Tonnen Treibhausgase, gut 43.000 Quadratkilometer landwirtschaftlicher Fläche werden genutzt sowie 216 Millionen Kubikmeter Wasser verbraucht. Für jedes Nahrungsmittel verbrauchen wir zudem Energie bei Herstellung und Transport und verwenden Pestizide, Mineral- und Wirtschaftsdünger, die die Umwelt belasten.

Tipps gegen die Lebensmittelverschwendung und für den Geldbeutel

Gut Planen
Wer zu viel kauft, wirft am Ende zu viel weg. Ein guter bedarfsgerechter Lebensmitteleinkauf beginnt zu Hause mit dem Sichten der Vorräte und Schreiben der Einkaufsliste. Je nachdem, wo und wie leicht Verderbliches gut gelagert werden kann, erfolgt auch der entsprechende mengenmäßige Einkauf.

Auf die Sinne verlassen
Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist kein Verfallsdatum: Viele „abgelaufene“ Lebensmittel bleiben darüber hinaus essbar, lecker und gesund. Was gut schmeckt, gut riecht und gut aussieht, ist in der Regel auch gut. Vorsicht geboten ist allerdings bei dem Verbrauchsdatum von Fisch und Fleisch – dies sollte eingehalten werden!

Reste verwerten
Nicht immer lassen sich beim Kochen Reste vermeiden. Wichtig ist, diese richtig zu lagern und zu verwerten. Mit zwei, drei weiteren Zutaten wird eine leckere neue Mahlzeit daraus. Auch viele Internetadressen geben Tipps zur Restverwertung, z. B. "Beste Reste App" des BMEL

Bei den Nachbarn klingeln
Morgen beginnt die Urlaubsreise und manche Lebensmittel lassen sich nicht mehr verwerten? Eine gute Gelegenheit, bei den Nachbarn zu klingeln, die sie vielleicht gerne annehmen.

Gut lagern
Nicht in den Kühlschrank gehören Brot, Speiseöle, Kartoffeln, Auberginen, Avocados, Tomaten und die meisten Südfrüchte. Kartoffeln und Zwiebeln brauchen einen trockenen, dunklen Ort. Brot bleibt in einer Brotbox oder einem Steinguttopf sowie als ungeschnittener Laib länger frisch. Käse am besten am Stück kaufen und in ein beschichtetes Papier einschlagen. Äpfel und Tomaten strömen Ethylengas aus, das andere Obst- und Gemüsesorten schneller reifen lässt; sie sollten separat gelagert werden. Angebrochene Packungen – Mehl, Reis oder Nüsse – sollten am besten in dicht schließende Behälter umgefüllt werden, das schützt vor Schädlingsbefall. Reste aus geöffneten Konserven sollten in andere Behälter umgefüllt und schnell verbraucht werden, denn sie neigen dazu, mit dem Zinn der Metalldosen zu reagieren. Der Geschmack der Lebensmittel kann sich dadurch verändern.

Doggy Bag mitnehmen
Wenn die Portion im Restaurant für den Gast zu üppig ausgefallen ist, kann er nach einer Hundetüte, dem sogenannten Doggy Bag fragen. Anfangs wurde das Restepaket tatsächlich für den Hund daheim geordert. Heute scheut sich wohl niemand mehr, die Reste für sich selbst mitzunehmen.

Mit Stumpf und Stiel
Viele Obst- und Gemüsesorten lassen sich fast vollständig verwerten. Der Brokkolistrunk kann nach dem Schälen und in Stücke geschnitten einfach mitgekocht werden.  Auch die Blätter sind verwertbar. Karottengrün, Kohlrabi- und Radieschenblätter eignen sich für grüne Smoothies, Salate, Eintöpfe sowie Pestos. Dazu gibt es auch viele Rezeptideen im Internet.

 

Saisonal und regional einkaufen
Obst und Gemüse entsprechend der Saison einzukaufen, ist für die Umwelt auf jeden Fall sinnvoll und gehört zum klimafreundlichen Einkauf. Saisonale Gemüse aus der Region halten sich erstens länger und laufen zweitens weniger Gefahr, beim Transport beschädigt und damit aussortiert zu werden.

Quellen:
www.umweltbundesamt.de/themen/wider-die-verschwendung

www.welthungerhilfe.de/aktuelles/blog/10-ideen-gegen-lebensmittelverschwendung
www.smarticular.net/gemuese-gruen-essenbar-rezepte/
www.zugutfuerdietonne.de/navigation/meta-navigation (Bundesministerium für   Ernährung und Landwirtschaft)
https://nachhaltig-sein.info/ernaehrung/kuechenabfaelle-essbar-muell-nicht-wegwerfen-reste-verwertung-tipps
https://utopia.de/galerien/lebensmittelverschwendung-10-tipps


Über den Tellerrand

Großbritannien ist ein Vorreiter bei der Reduktion von Nahrungsmit-telverlusten. Die von der Regierung unterstützte Abfallvermeidungs-initiative WRAP (Waste & Resources Action Programme) stammt schon aus dem Jahr 2002. Mit der Kampagne „Love Food Hate Waste“ konnte die Lebensmittelverschwendung allein in den Jahren 2006 bis 2010 um 13 Prozent verringert werden.


Ein Gesetz in Frankreich aus dem Jahr 2015 verbietet es Lebens-mitteleinzelhändlern, Lebensmittel wegzuwerfen. Die Händler sind seitdem verpflichtet, diese Lebensmittel durch Vermarktung weiterzuverwenden oder zu spenden.


Finnland geht noch einen Schritt weiter. Das Gesetz zum Verbot der Lebensmittelverschwendung gilt nicht nur für Supermärkte, sondern auch für Restaurants, Krankenhäuser, Cafés und ähnliche Einrichtungen.


In Italien sieht ein Gesetzentwurf vor, dass der Lebensmittelhandel starke Anreize erhält, um abgelaufene oder unverkäufliche Waren zu spenden. Dafür sollen insbesondere bürokratische Hürden abgebaut werden.

 

Quelle: Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, www.umwelt.nrw.de/fileadmin/redaktion/Broschueren/lebensmittelverschwendung_bf.pdf, 25.12.2020


Und Deutschland?
Im Oktober 2019 haben die Grünen einen Antrag zur Verhinderung von Lebensmittelverschwendung ins Parlament eingebracht. Darin fordern sie ein Anti-Wegwerf-Gesetz, um verbindliche Reduktions-ziele für Lebensmittelproduktion und Handel einzuführen und das Wegwerfen von noch guten Lebensmitteln zu unterbinden.
Quelle: Bündnis 90/Die Grünen, www.gruene-bundestag.de/themen/ernaehrung/313-kilogramm-geniessbare-lebensmittel-land, 25.12.2020