Unter dem Titel „Für Biene, Falter & Co – praktische Pflanztipps für Garten und Balkon“ lauschten am 24.04. im Reinbeker Rathaus rund 60 Besucher gebannt dem Vortrag von Thomas Behrends, Diplom-Biologe vom NABU.
Puppenräuber, Wildbienen oder Wegwarte, Thomas Behrends, kennt sie alle. Äußerst sachkundig, humorvoll, mit leuchtenden Augen und teils spektakulären Fotografien beschrieb er, wie 69.000 Arten unsere deutschen Naturräume bunt, summend und lebendig machen und wie sehr diese Artenvielfalt gefährdet ist.
Wer der Einladung von NABU, BUND und Klimaschutz-Initiative Sachsenwald zu dieser Veranstaltung gefolgt war, hoffte vielleicht auf Nennung der zehn insektenfreundlichsten Pflanzen für den eigenen Garten und wie man sie am Besten aufzieht.
Detailliert erfuhren die Gartenfreunde aber zunächst, wie lebenswichtig ihre guten Vorsätze für die eigene Scholle tatsächlich sind. So schreitet das Artensterben nicht erst in den letzten Jahren, sondern schon seit 1990 stetig voran. „Unter den Insekten ist seither ein Verlust von 75 % der Biomasse zu beklagen.“ Dies wusste Thomas Behrends mit Studien explicit zu belegen. Und weil die Insekten am Anfang der Nahrungskette stehen und auch die bestäubenden Arten wie Bienen oder Hummeln massiv bedroht sind, wirkt sich der Artenrückgang unmittelbar auf das gesamte Ökosystem und auf die Produktion z.B. für Obst und Gemüse aus. Diese Fakten seien lange bekannt. Die Politik sei Teil des Problems, denn sie reagiere nicht darauf. Im Gegenteil. Der große Puppenräuber, ein prächtig schimmernder Käfer, und nur ein Beispiel von Herrn Behrends, ist durch massiven Insektizideinsatz in Norddeutschland ausgerottet worden. Das Gift galt eigentlich seinem Lieblingsbeutetier, dem Prozessionsspinner. Wäre die Vergiftung unterblieben, hätten sich die verfeindeten Populationen selbst unter Kontrolle gehalten. Außerdem, so Behrends weiter, werde leider monokulturelle Landwirtschaft (Raps, Mais) auf riesigen Flächen gefördert und nicht Biodiversität. Wo noch Wiesen existierten, würden diese industriell und so häufig gemäht, dass sie für Insekten keinen Lebensraum mehr bilden könnten.
Was also tun, wenn überdies selbst Naturschutzgebiete heute durch den zunehmend von Menschenhand mit Stickstoff gesättigten Regen überdüngt sind und vermoosen? „Jeder Gartenbesitzer kann einen kleinen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten.“
Thomas Behrends empfahl etwa Insektenhotels, Stock- oder Kletterrosen, Glockenblumen, Lichtnelke, Schlangenlauch oder Majoran im eigenen Garten „Bohren Sie in eine dicke Holzscheibe Löcher, nicht größer als 3-6 mm. Aber wundern Sie sich nicht. Die Wildbienen kommen, legen Eier in die Löcher, verkleben diese und später schlüpfen dort auch mal Fliegen. Warum? Weil in unbeobachteten Momenten auch Fliegen Ihre Eier dort ablegen, die sich dann später als Raupen von der Bienenbrut ernähren.“
Der Referent riet zur gärtnerischen Experementierfreude und wusste noch besonders für die Wegwarte („gehört zur TopTen“) zu begeistern. Deren wunderschöne Blüte sei für viele nur am Wochenende zu bewundern. Warum? „Sie öffnet ihre Blüten immer nur vormittags, in der Zeit von 9.30 Uhr bis 12.30 Uhr, also genau dann, wenn viele Menschen bei der Arbeit oder unterwegs sind.“
Voll mit Eindrücken und Anregungen nahmen die Besucher nach Ende des Vortrags noch dankbar Broschüren und Wildblumensamen der Veranstalter entgegen und sicher auch den Vorsatz mit nach Hause, zum Schutze der Insekten ihr Verhalten nicht nur beim Gärtnern zu verändern.