Die Zigarette. Das Restaurant. Der Club. Vor ein paar Jahren gehörten diese Dinge noch zwingend zusammen. Dann die Rauchverbote ab 2008:
diese Störung des gewohnten Verhaltens wirkte geradezu anmaßend und empörend.
Gehörten doch diese Nebelmaschinen zur Atmosphäre. Und ein paar Jahre später? Inzwischen sind rauchfreie Räume die gesellschaftliche Norm, alles andere ist nicht mehr vorstellbar. Wie haben wir
alle gestunken! Würde heute jemand im Restaurant darauf bestehen eine Zigarette zu rauchen, es wäre – peinlich.
Wie sieht das mit unserem Gefühl zu Flugreisen aus, von denen wir wissen, dass es die klimaschädlichste Art der Fortbewegung ist? Kann heute noch jemand stolz von seiner Urlaubsfernreise, von dem
Wochenendtrip, von der Geburtstagsfeier auf den Balearen berichten, ohne dass sich daraus auch etwas peinliches ergibt? Mit dieser Reise ist tonnenweise CO2 in die Atmosphäre gelangt, das den
Klimawandel weiter beschleunigen wird. Eine Ignoranz gegenüber der Zukunft aller. In Schweden ist aus diesem Gefühl heraus der Begriff flygskam – Flugscham – entstanden.
Schwere und üppig motorisierte Fahrzeuge, die durch unsere Lebensräume oder zur nächsten Grundschule pflügen? Steht da nicht ebenso ein Gefühl im Raum: hier hat jemand nicht verstanden, dass der
Klimawandel eine Gesellschaftsaufgabe ist? Vielleicht ist der ökologische Fußabdruck dem Besitzer schlicht egal. Aber das ist nicht mehr gesellschaftsfähig, es wirkt rückständig.
Das Verhalten, von dem wir annehmen, es ist ganz privat – so ganz privat ist es eben nicht. Die Emissionen landen auf dem CO2 Gesamtkonto der Menschheit.
Wenn wir es umdrehen und darauf achten, wo wir unser Verhalten klimafreundlicher gestalten können, erwächst daraus das Gegenteil der Scham: ein Stolz auf einem zukunftsfähigen Pfad zu liegen.
Dieser Kompass, so unser Eindruck, richtet sich neu aus.